Kodex hohe Baukultur

Hohe Baukultur ist gelebte Verantwortung im Umgang mit Raum, Ressourcen und Beziehungen. Sie vereint wirtschaftliche, ökologische und soziale Nachhaltigkeit. Hohe Baukultur ist mehr als gebaute Umwelt, die funktional ist oder ästhetisch wirkt.

Die Unterzeichnung des Kodex hohe Baukultur ist ein aktives Bekenntnis zu dieser Verantwortung. Unterzeichnende zeigen damit die Bereitschaft zur Förderung, Umsetzung und Weiterentwicklung der qualitätsvollen Baukultur.

Der Kodex hohe Baukultur richtet sich an private und öffentliche Bauherrschaften, Investierende, Geldgebende, Planungs-, Bau- und Immobilienunternehmen, baunahe Organisationen, sowie Gemeinden, Städte und Kantone. Er ruft dazu auf, die gebaute Umwelt qualitätsvoll zu gestalten und damit Lebensräume zu schaffen, in denen Menschen gerne leben – heute und in Zukunft.

Der Kodex hohe Baukultur wurde 2025 von der Stiftung Baukultur Schweiz ins Leben gerufen. Er orientiert sich am Davoser Qualitätssystem für hohe Baukultur, das im Zuge der Erklärung von Davos 2018 in der Schweiz entstanden ist. Der Begriff hohe Baukultur erweitert den Begriff der Baukultur mit der qualitativen Dimension. Baukultur umfasst weit mehr als den Schutz des baukulturellen Erbes. Sie umfasst die gesamte gebaute Umwelt. Dazu gehören:

• Alle Bauwerke, von historischen Denkmälern bis zu zeitgenössischer Architektur
• Sämtliche Infrastrukturen, von Strassen bis zu Energieinfrastrukturen
• Die öffentlichen Räume, vom Nationalpark bis zum privaten Vorplatz
• Identitätsstiftende Landschaften und Freiräume, die in Beziehung zum Ortsbild stehen
• Alle Prozesse der Planung, Gestaltung, Pflege und Weiterentwicklung dieser Umwelt.

Ein Engagement für hohe Baukultur betrifft also die gebaute Umwelt, die wir gestalten, nutzen, bearbeiten, erhalten oder abbrechen – und wie wir es tun.

Bauen ist Ausdruck gesellschaftlicher und kultureller Werte. Jedes Gebäude, jede Strasse, jede Landschaftskammer bringt Werte in die Welt. Was wir bauen, bleibt oft über Generationen. Es prägt unser Handeln, unsere Beziehungen, unsere Wahrnehmung und unsere Bedeutungen. Baukultur ist ein integraler Bestandteil der Gesellschaft.

Baukultur betrifft alle, da die gebaute Umwelt unausweichlich Teil der Alltagserfahrung ist. Eine gebaute Umwelt von hoher Qualität schafft Lebensqualität und sichert Ressourcen nachhaltig.

Baukultur ist auch Prozesskultur. Hohe Baukultur steht für Prozesse von hoher Qualität, die sowohl wirtschaftlichen Mehrwert generieren wie die gesellschaftliche Akzeptanz von Projekten erhöhen. Zu Prozessen der Baukultur gehören alle Tätigkeiten, welche die gebaute Umwelt beeinflussen – von der grossmassstäblichen Siedlungsplanung bis zum handwerklichen Detail.

Hohe Baukultur ist pluralistisch und iterativ. Das heisst, dass die Qualität der gebauten Umwelt im Zusammenwirken mehrerer Aspekte und Perspektiven entsteht. Das Davos Qualitätssystem für Baukultur schlägt acht Kriterien vor, die gemeinsam zu einer hohen Qualität der gebauten Umwelt beitragen und aus der Erklärung von Davos abgeleitet wurden. Die acht Kriterien bilden den gemeinsamen Orientierungsrahmen für den Dialog über hohe Baukultur in der Schweiz:

1. Gouvernanz
2. Funktionalität
3. Umwelt
4. Wirtschaft
5. Vielfalt
6. Kontext
7. Genius Loci
8. Schönheit

Hohe Baukultur bietet somit einen holistischen Ansatz, in dem soziale, kulturelle und emotionale ebenso wie technische, ökologische und wirtschaftliche Aspekte gleichwertig berücksichtigt werden. Sie berücksichtigt damit Perspektiven aus Politik, Wirtschaft, Zivilgesellschaft und Kultur gleichermassen.