Die erste Jahrestagung der Stiftung Baukultur Schweiz wurde veranstaltet in Zusammenarbeit mit Prof. Tom Avermaete, Geschichte und Theorie des Städtebaus, Institut für die Geschichte der Architektur (gta), ETH Zürich.
Die Tagung hat sich mit der wechselseitigen Beziehung zwischen Baukultur und der Stadt beschäftigt, verstanden als soziales wie auch architektonisches Milieu. Die Tagung geht der Frage nach, wie Städte die Baukultur beeinflussen, indem sie Geschichtslagen akkumulieren, Expertentum und Handwerk vereinen und Entwurfsstrategien antreiben. Zugleich wird der Frage nachgegangen, wie Baukultur die Lebensqualität in der Stadt steigert, indem sie hochwertigen Lebensraum, charaktervolle und nachhaltige Orte schafft.
Nach einem einführenden Teil wurde die Tagung in zwei Themenblöcken mit verschiedenen Referaten gegliedert, die alle aus unterschiedlicher Perspektive die Wechselwirkung von urbanen Strukturen und Baukultur beleuchtet haben. Die Jahrestagung fand im Werner Siemens Auditorium, Gebäude HIT, auf dem Campus Hönggerberg der ETH statt. Es wurde in deutscher, englischer und französischer Sprache vorgetragen sowie von Deutsch ins Französische und umgekehrt übersetzt.
09:00 - 09:30: Eröffnungsrede und Einführung
Enrico Slongo, Präsident Stiftung Baukultur Schweiz
Tom Avermaete, Gastgeber ETHZ
09:30 – 10:30: Vortrag: „Baukultur und die Stadt: Eine historische Perspektive”
Vittorio Lampugnani, ETHZ/Baukontor Architekten
Stadt und Baukultur stehen seit jeher in einer intensiven Wechselbeziehung. Städte haben die Entwicklung einer spezifischen Baukultur gefördert, indem sie z. B. wichtige öffentliche Aufträge initiiert haben, indem sie die Bedingungen für die Begegnung zwischen Architekten und Künstlern geschaffen haben oder indem sie Diskurse und Debatten gefördert haben. Baukultur hat auch zur Identität von Städten beigetragen, indem sie ihnen ein bestimmtes Aussehen, eine bestimmte Atmosphäre und einen bestimmten Charakter verliehen hat. In diesem ersten Vortrag wird das komplexe Verhältnis von Baukultur und Stadt aus historischer Perspektive beleuchtet. Diese bietet einen Horizont, in welchem die Themen der beiden Sitzungsblöcke verortbar werden.
10:30 – 13:00: Themenblock 1: „Baukultur und die Produktion der Stadt”
Marianne Burkhalter, Burkhalter Sumi Architekten Zürich
Werner Binotto, ehem. Kantonsbaumeister St.Gallen
Marcel Smets, KU Leuven/ehem. Baumeister von Flandern
Katrin Gügler, Direktorin Amt für Städtebau Zürich
Eine wertige Baukultur ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die immer wieder neu definiert und gestaltet werden muss. Bauprozesse sind zu einem großen Teil geregelt und festgelegt. Ein wichtiger Hebel für das Gelingen einer Baukultur kann in qualitativen Planungs- und Gestaltungsprozessen verortet werden, welche Expertentum und Erfahrung verschiedener Akteure und Nutzer miteinbezieht. Der erste Themenblock thematisiert solche Prozesse und beleuchtet dabei die Rollen der beiden Akteure „Baumeister“ und „Baukollegium“.
13:00 – 14.00: Mittagessen
14:00 – 15.00: Vortrag: „Die Pflege der Kultur“
Yvonne Farrell und Shelley McNamara, USI/Grafton Architects Dublin
Für Grafton Architects ist die architektonische Tätigkeit eine kulturgeschichtliche Tätigkeit, welche gleichzeitig nach Kontinuität und Erneuerung strebt. Architektur bringt Vergangenes, Gegenwärtiges und Zukünftiges zusammen und ordnet dieses auf nicht lineare Weise neu. Baukultur und damit architektonische Kultur bedürfen dabei wie ein Garten der steten und sorgsamen Pflege.
15.30 – 18.00: Themenblock 2: „Baukultur und die Transformation der Stadt”
Susanne Eliasson, GRAU Paris
Kees Christiaanse, ETHZ/KCAP Rotterdam
Salvador Rueda, IAAC Barcelona
Paola Viganò, EPFL/Studio Paola Viganò
Städte setzen sich aus zahlreichen historischen Schichten zusammen. Eine qualitative Baukultur scheint in der Anerkennung, Wertschätzung und Erhaltung dieser Schichten verankert zu sein und diese gleichzeitig mit künftigen wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Belangen zu konfrontieren. In welchem Verhältnis stehen qualifizierte handwerkliche Techniken, nachhaltige Baumaterialien, flexible Gebäude und eine langlebige Baukultur? Der zweite Themenblock konzentriert sich auf die Beziehung zwischen Baukultur und Stadttransformation.
18.00: Abschliessende Bemerkungen und Verabschiedung
Enrico Slongo, Präsident Stiftung Baukultur Schweiz
Dieter Dietz, EPFL