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Archijeunes erhält den DAM Architectural Book Award 2021

«Elemente einer baukulturellen Allgemeinbildung», 2021 © Archijeunes

8. November 2021
Thomas Schregenberger | Baukultur persönlich

Archijeunes erhält den DAM Architectural Book Award 2021

Unser Buch «Elemente einer baukulturellen Allgemeinbildung» hat einen renommierten Buchpreis gewonnen. Davon aber, baukulturelle Bildung im Curriculum von Schweizer Schulen zu verankern sind wir noch weit entfernt.

Am 20. Oktober wurde dem Archijeunes-Buch «Elemente einer baukulturellen Allgemeinbildung» der DAM Architekturbuchpreis 2021 verliehen. Darauf sind wir stolz und bedanken uns bei Allen, die sich für das Buch engagiert oder es finanziell ermöglicht haben. Es freut uns uns aber auch, dass das Buch gekauft und gelesen wird, und dass wir zehn Monate nach der Buchvernissage bereits schon an eine zweite Auflage denken müssen. «Elemente einer baukulturellen Allgemeinbildung» ist zu einem Grundlagenwerk für baukulturelle Bildung geworden. Das hilft uns in unserer Arbeit.

Archijeunes erhält den DAM Architectural Book Award 2021

«Elemente einer baukulturellen Allgemeinbildung», Inhaltsverzeichnis, 2021 © Archijeunes

«Der Mensch ist ein baukulturelles Wesen», so Roland Reichenbach in seinem Essay in «Elemente einer baukulturellen Allgemeinbildung» und begründet das mit der Feststellung, dass er, der Mensch, auf elementare Weise auf Baukultur angewiesen ist: «Er kann sich zur Baukultur verhalten: sie prägt ihn in jedem Fall, ob er sich dazu auf mehr oder weniger reflexive Weise verhält und verhalten kann, ist eine Frage seiner baukulturellen Bildung».

Und um diese baukulturelle Bildung steht es in unserer Gesellschaft nicht gerade gut. Das ist umso bedauerlicher, als die anfangs 2018 verabschiedete Davoser Deklaration der Kulturministerinnen und -minister Europas die zentrale Rolle der Baukultur für die Qualität des Lebensraums hervorhebt: Sie sei ausschlaggebend für die soziale Interaktion und den Zusammenhalt, für die Kreativität und die Identifikation mit dem Ort. Die von Archijeunes im Februar 2019 publizierte Studie «Baukulturelle Bildung an Schweizer Schulen, Analyse von Bestand und Bedarf» bestätigte die Vermutung, dass baukulturelle Bildung an den Schulen zwar stattfindet, allerdings nur sehr punktuell. Ein zirkulärer Wissensaufbau und eine systematische Auseinandersetzung mit Baukultur sind heute an Schweizer Schulen nicht gegeben. Zudem ist die Umsetzung baukultureller Themen stark vom Interesse und Hintergrundwissen der Lehrpersonen abhängig. Die Analyse bestätigt gleichzeitig, dass baukulturelle Bildung als Querschnittsthema unter dem Dach des Bereichs «Bildung für nachhaltige Entwicklung BNE» im Lehrplan verankert werden könnte. Dazu ist aber eine Systematisierung des notwendigen Wissens im Bereich der baukulturellen Bildung dringend, denn wenn Begriffe und Inhalte nicht geklärt sind, ist eine pädagogische Vermittlung nahezu unmöglich. Deswegen fordert Archijeunes eine fachübergreifende Grundlagenforschung zur baukulturellen Bildung. Sie soll die Möglichkeit schaffen, dass sich sowohl eine Fachwissenschaft wie auch eine Fachdidaktik entwickeln können. Die private Initiative von Archijeunes und vielen anderen Institutionen und Personen im In- und Ausland kann die gesellschaftliche Verantwortung nicht ersetzen. Es braucht die staatlichen und politischen Institutionen mit ihren Ressourcen, um eine Breite und nachhaltige Wirkung zu erreichen. Und es braucht zudem Universitäten und Hochschulen, welche diese Grundlagenforschung betreiben.

Archijeunes erhält den DAM Architectural Book Award 2021

Leads von Karin Salm zum Beitrag von Roland Reichenbach in «Elemente einer baukulturellen Allgemeinbildung», 2021 © Archijeunes

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Beitrag von Claudia Moll in «Elemente einer baukulturellen Allgemeinbildung», 2021 © Archijeunes

Bevor baukulturelle Bildung an Schulen Realität ist - und das kann noch länger dauern - unterstützt Archijeunes mit der Plattform www.archijeunes.ch Lehrerinnen und Lehrer im Klassenzimmer, engagiert sich in der Bildung und Weiterbildung von Lehrkräften an pädagogischen Hochschulen und erarbeitet Vorschläge für die Revision von Lehrplänen aller Stufen. Mit einem offenen Brief an Kulturminister Alain Berset und einer Podiumsdiskussion mit der Direktorin der Erziehungsdirektorenkonferenz Silvia Steiner engagieren wir uns auch direkt politisch. Das Buch «Elemente einer baukulturellen Allgemeinbildung» schliesslich soll Aufbruch in die oben erwähnte Forschung sein und unter anderem die ETH Zürich bewegen: Das ETH-Projekt für ein «Forum Baukulturelle Bildung» sollte unbedingt in die Tat umgesetzt werden.

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Ákos Moravánszky am Kolloquium «Elemente einer baukulturellen Allgemeinbildung», November 2019 ©Archijeunes

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Silvia Steiner an der Podiumsdiskussion «Baukulturelle Bildung als gesellschaftliche Verantwortung», August 2021 © Archijeunes

Thomas Schregenberger

*1950 ist praktizierender Architekt in Zürich und hat an der AA in London graduiert. Er hat an der Universität Zürich, der Universität Lichtenstein und der ZHAW gelehrt und war von 2004-10 Vorsitzender der „Stiftung Städelschule für Baukunst“ in Frankfurt a.M.. Von 2008-16 war er Mitglied des Zentralvorstands des BSA und seit 2013 ist er Präsident von Archijeunes. www.schregenberger.ch

Thomas Schregenberger
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