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Baukultureller Dialog in Wil

Weier vor der Altstadt Wil © Stadt Wil

9. Juli 2021
Peter Burkhalter | Baukultur persönlich

Baukultureller Dialog in Wil

Die Stadt Wil stellt sich dem baukulturellen Dialog über den Natur- und Kulturgüterschutz

Auf Stufe des Bundes rückt die Förderung einer hohen Baukultur vermehrt in den Fokus. Ausgehend von der Davos Declaration 2018 und der interdepartementalen Strategie des Bundes 2020 ist spätestens mit dem indirekten Gegenvorschlag des Bundesrats zur Biodiversitätsinitiative das Thema im politischen Bern angekommen.

Doch auch auf Stufe der Städte und Gemeinden regt sich der baukulturelle Dialog. So überarbeitet aktuell die sankt-gallische Stadt Wil ihre 30-jährigen Schutzverordnungen zum Natur- und Kulturgüterschutz. Neben einem revidierten Schutzinventar schlägt sie ein Beitragsreglement vor, das Unterstützungsbeiträge an diese Objekte ermöglicht, damit diese langfristig erhalten und gepflegt werden können. Die Stadt fordert – wie bei Gesetzesanpassungen im politischen Prozess üblich – Parteien, Verbände und Organisationen auf, sich zum Beitragsreglement zu äussern. Und im Rahmen des öffentlichen Mitwirkungsverfahrens lädt Wil die Grundeigentümer und die ganze Bevölkerung ein, Hinweise und Anliegen zu Schutzinstrumenten und einzelnen Objekten anzubringen und verspricht, Eingaben sorgfältig zu prüfen, auszuwerten und zu beantworten.

Baukultureller Dialog in Wil

Markante Baumreihe aus zwölf Nussbäumen in Remisberg © Stadt Wil

Baukultureller Dialog in Wil

Platz und Gassen Altstadt Wil © Stadt Wil

Die von den Inventaren betroffenen Grundeigentümer hat die Stadt persönlich angesprochen. Für die übrige Bevölkerung und Erklärungen zum Vorhaben hat sie eigens einen Internetauftritt geschaffen. Über diese Seite können die einzelnen vorgeschlagenen Objekte einfach gefunden und abgerufen werden – jedes einzelne hat sie weiter kurz gewürdigt. Auch eine digitale Informationsveranstaltung hat Wil durchgeführt. Mit einer einfachen und prägnanten Sprache in Text- oder Videoform stellt die Stadt schliesslich die Mitwirkungsmöglichkeiten vor und bietet sogleich die Plattform an, auf der diese auf einfache Weise eingebracht werden können.

Mit diesem zeitgemäss digitalen und partizipativen Ansatz, der die Objekte und ihren Schutz festlegt, stellt sich die Stadt Wil dem baukulturellen Dialog. Genau diese Interaktion unter den verschiedenen Anspruchsgruppen ermöglicht es, dass Lebensräume aktiv mitgestaltet werden können.

Ich bin gemeinsam mit der Stadt Wil gespannt, wie sich das Thema konkretisieren wird und die unterschiedlichen Stakeholder diese Vorgehensweise aufnehmen. Es wird sich zeigen, ob dieses dialogische Verfahren als Vorbild für weitere Städte und Gemeinden dienen kann und so – entsprechend dem Ziel der Davos Declaration – eine hohe Baukultur fördert – in unserem föderalistischen System gerade auch auf lokaler Ebene.

Baukultureller Dialog in Wil

Park Churfirstenstrasse © Stadt Wil

Peter Burkhalter

Dr. Peter Burkhalter ist Rechtsanwalt bei Burkhalter Rechtsanwälte, Bern und Zürich. Er ist Stiftungsrat und Sekretär der Stiftung Baukultur Schweiz.

Burkhalter Rechtsanwälte

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