Die Quartierforscher:innen sind unterwegs. © Rebekka Ray
10. Dezember 2025
Rebekka Ray | Baukultur persönlich
Die Quartierforscher:innen sind unterwegs
Viertklässler und Viertklässlerinnen sind als «Quartierforscher:innen» unterwegs. Sie nutzen für ihre Erkundung das Bildungsangebot des Schweizer Heimatschutzes und kommen dabei auf interessante Erkenntnisse.
«Ich wünsche mir einen Bike Trail.»
«Ich finde es schade, dass es in unserem Quartier keinen Platz hat ohne Verkehr, wo wir uns treffen können.»
«Die Schulanlage ist fast nur betongrau – ich wünsche mir mehr Farben und Pflanzen.»
Der Baukulturvermittler trifft die Viertklässler und Viertklässlerinnen in ihrem Schulhaus in Reinach. Sie haben im Vorfeld bereits Arbeitsmaterial zum Einstieg ins Thema «Baukultur» erhalten, den sogenannten Arbeitsfächer, und sich erste Gedanken zu ihrem Wohnquartier gemacht.
Die Schüler:innen arbeiten mit dem Arbeitsfächer. © AnaÏs Verdon
Dabei ist eine reiche Ideensammlung entstanden, die vor allem die Freizeitgestaltung der jungen Menschen betrifft, wobei sie sich grösstenteils am Realisierbaren und Möglichen orientieren. Der Baukulturvermittler hört aufmerksam zu, fragt nach, und macht sich dabei ein erstes Bild von der Klasse. Die Kinder sind engagiert dabei, schliesslich geht es um ihren Lebensraum.
Der Verein Birsstadt, der 2024 den Wakkerpreis des Schweizer Heimatschutzes erhalten hat, hat sich zum Ziel gesetzt, auch junge Menschen in die Entwicklung der Region miteinzubeziehen. Die Arbeitsmaterialien und Module von «Quartierforscher:in» eignen sich dafür ideal, denn die Beschäftigung mit dem öffentlichen Raum ist ein zentraler Aspekt des Bildungsangebotes. Der Verein, bestehend aus zehn Gemeinden an der Birs, ermöglicht den Schulklassen daher die Teilnahme an «Quartierforscher:in».
Nach einer kurzen Einführung zu den Begriffen «Baukultur» und «öffentlicher Raum» machen sich die Schüler:innen in Gruppen auf ins Quartier und nehmen einzelne Orte genauer ins Visier. Dabei tauschen sie sich zu Fragen über Verkehr, Naturraum, Sauberkeit, Infrastruktur und Sicherheit aus. Ausgerechnet letzteres erweist sich als ein wichtiges Thema, denn zwischen den Mehrfamilienhäusern, Gebüschen, eingefassten Garageneinfahrten und zurück versetzten Eingängen entstehen versteckte Ecken, wo es den Kindern vor allem bei Dunkelheit nicht immer wohl ist. Mehr Licht würden sie sich wünschen.
Zurück im Schulzimmer, tragen die Schüler:innen diese und weitere Erkenntnisse ihrer Erkundungstour in einem Plakat zusammen. Sie werden dieses am Nachmittag dem Gemeindepräsidenten und der Raumplanerin präsentieren. Die beiden Gäste hören sich die Anliegen der Klasse aufmerksam an und zeigen auf, wo auch sie Handlungsbedarf erkennen, etwa bei der Schaffung von Begegnungszonen im öffentlichen Raum oder bei der Begrünung. Sie machen dabei auch deutlich, wo sie als Behörde Einfluss nehmen können, welche Aufgaben sie wahrnehmen und wo das Engagement der Bevölkerung entscheidend ist.
In einem Plakat fassen die Schüler:innen ihre Erkenntnisse zusammen. © Rebekka Ray
Der Workshop «Von mir zum Miteinander» soll bei den Teilnehmenden das Bewusstsein für die eigene Verantwortung und die Freude an der Mitgestaltung des gemeinsamen Lebensraums wecken. Dass sich der Gemeindepräsident für sie Zeit genommen hat, hat die Schüler:innen besonders beeindruckt. Es ist ein Zeichen dafür, dass ihre Anliegen ernst genommen werden. Damit sie nicht vergessen gehen, gehen die Plakate nun an den Verein Birsstadt.
Rebekka Ray
Rebekka Ray leitet beim Schweizer Heimatschutz den Bereich «Baukulturelle Bildung / Heimatschutzzentrum». Die Bildungsarbeit des Schweizer Heimatschutzes umfasst neben «Quartierforscher:in» Angebote für Schulklassen in der Villa Patumbah sowie die Entwicklung von Lernmaterialien zu Projekten wie «Wakkerpreis» oder «Schoggitaler». www.heimatschutz.ch
