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Quartiere mit hoher Baukultur schaffen – ein breit abgestützter Prozess

Zürich, HB Nord Gleistribüne © SBB CFF FFS

23. August 2022
Susanne Zenker | Baukultur persönlich

Quartiere mit hoher Baukultur schaffen – ein breit abgestützter Prozess

Die SBB sieht sich in der Verantwortung, einen Beitrag zur hohen Baukultur in der Schweiz zu leisten. An zentralen Lagen kommt diesem Auftrag besondere Bedeutung zu, da die SBB immer auch im Fokus des öffentlichen Interesses steht.

Die SBB setzt auf eine hohe Baukultur. Ziel ist es, Orte mit Identität und Lebensräume zu schaffen, wo sich Menschen wohlfühlen. Das gilt für die Bahnhöfe als Visitenkarte der SBB genauso wie für Areale im Bahnhofsumfeld, um den Bahnzugang zu fördern und den Modalsplit zugunsten des öV zu erhöhen. Es bedeutet, die historische, oft denkmalgeschützte Bausubstanz zu pflegen und neuen Anforderungen anzupassen, sei es in den Bahnhöfen oder wie bei der Werkstadt Zürich bei der Transformation von einem Industrieareal zu einem Werkplatz für die urbane Produktion. Vor allem bei den Arealentwicklungen heisst es jedoch auch, die Zukunft zu planen und eine nachhaltige Innenverdichtung oder, was ich als Begriff besser mag, eine nachhaltige Innenentwicklung anzustreben. Dazu braucht es strukturierte Prozesse und Verfahren, die in jeder Phase des Projektes die relevanten Akteure und Akteurinnen miteinbeziehen.

Wie sieht das konkret aus? Ein idealtypischer Planungsprozess läuft bei SBB Immobilien wie folgt ab: Am Anfang steht die Machbarkeitsstudie, gefolgt vom städtebaulichen Studienauftrag, der Sondernutzungsplanung, dem Projektwettbewerb, der Projektierung und Errichtung. Eine wichtige Rolle spielen dabei die Mitwirkungsverfahren, Architekturwettbewerbe und insbesondere auch der kontinuierliche Dialog mit Städten, Kantonen, Gemeinden und der Öffentlichkeit.

Eine essenzielle Voraussetzung ist zudem, dass bei der Planung stets externe und bei jedem Projekt wechselnde Planer-Teams beigezogen werden sowie unabhängige Fachjuroren in den Jurys sitzen. Diese Aussensicht zusammen mit den Wettbewerbsverfahren ist ein Schlüsselelement, um die von uns angestrebte hohe Baukultur zu erreichen.

Wenn hohe Baukultur verstanden wird als das Schaffen von identitätsstiftenden Orten, wo sich Menschen wohlfühlen, stellt sich die Frage, wie diese Lebensräume gestaltet werden müssen. Heute sind Durchmischung, publikumsorientierte Erdgeschossnutzungen und attraktive Aussenräume Voraussetzung für belebte Quartiere. Dazu trägt auch bei, dass die SBB anstrebt, langfristig rund die Hälfte ihrer Wohnungen preisgünstig anzubieten – entweder über eigene Wohnungen oder die Abgabe im Baurecht an Wohngenossenschaften. Die Bedürfnisse der Bevölkerung resp. der Gesellschaft wandeln sich jedoch und erfordern eine qualitative Entwicklung, die urbane Funktionen breit abgestützt reflektiert.

Eine nachhaltige Innenentwicklung steht vor zwei grossen Herausforderungen: Lebensqualität bieten und Ressourcen schonen. Themen wie Stadtklima, Kreislaufwirtschaft oder Digitalisierung sind Faktoren, welche die Stadtentwicklung und damit auch die Ansprüche an eine hohe Baukultur in Zukunft massgeblich beeinflussen werden. Deshalb gilt es, heute für morgen prozessorientiert und partnerschaftlich zu planen, damit Baukultur ihrer gesamtgesellschaftlichen Aufgabe gerecht wird, auch für kommende Generationen.

Susanne Zenker

Susanne Zenker (*1970) ist Diplom-Architektin (EPFL) und seit 2019 Leiterin Development und Geschäftsleitungsmitglied von SBB Immobilien. Sie verantwortet die Entwicklung, Planung und Errichtung aller Hochbauprojekte mit Gesamtprojektkosten über 5 Mio. CHF. Susanne Zenker ist auch Stiftungsrätin der Stiftung Baukultur Schweiz.
www.sbb.ch/immobilien

Susanne Zenker
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